Märchen

von Anja Fieger


Es war einmal in einem Königreich der Nacht, das von den Axxianer bewohnt wurde. Das Oberhaupt dieses friedfertigen Königreiches was ein Prinz mit langem wallenden Haar, das in der Sonne glänzte. Er trug den wohlklingenden Namen Prinz Bernhard Weiß. Er regierte zusammen mit seinem Beratern und Freunden dem Earl Richie Michalski, Lord „Dirty Harry“, Fürst KunoII. und Graf Guido „der Tapfere“.

An jedem Wochenanfang, frühmorgens, wenn Frau Sonne ihre goldenen Strahlen ins Zimmer schickte, erwachte er, wusch sich und zog sich an,danach eilte er in den Konferenzraum, wo bereits seine Freunde ungeduldig aufihn warteten. Heute musste man sich mit der leidigen Angelegenheit auseinandersetzen, wie man am besten Freude und Spaß in die benachbarten Länderbringen könnte, da dort momentan Kleinkriege herrschten.

Da Earl Richie die Veranlagung für ein gutes Rhythmusgefühl besaß, war Graf Guido ein begnadeter Gitarrist, Fürst Kuno II. zeichnete sichdurch seine herausragenden Fähigkeiten als Bassist aus, Lord Harry hingegen warein Klaviervirtuose, der schon Beethoven in seinen Schranken wies. Prinz Berniesetzte dem Ganzen mit seinem wohlklingenden glockenhellen Sopran die Krönung auf.

So beschloß man sein Talent zu nutzen, und das Märchenlandmit Hofkonzerten zu beglücken.

Gesagt getan, man ließ eine große, hochmoderne Kutschebauen, die sogar Schlafnischen hatte. Zusätzlich verpflichtete man diebenachbarten Barden von Pink Cream 69 und Edenbridge aus dem entferntenÖsterreich, mit denen unsere Helden, die sich fortan „Axxis“ nannten, langebefreundet waren. Mit dem Motto „Gemeinsam sind wir stark“ fuhr nun derKutscher Bertie mit unseren Musikanten los.

Die erste Etappe führte sie auf der Straße ins Niemanslandin das Königreich Oberhausen. Dort sollte das Hofkonzert in der Turbinenhallestattfinden. Endlich war es soweit, und die Kerzen wurden gelöscht. Siewurden sofort mit lauten Begeisterungsrufen der Gäste empfangen, die vor allemvon den zwei Prinzessinnen Anja und Carola stammten, die von einem entferntenHof angereist waren, zusammen mit den Prinzessinnen Nicky, Daniela und Monika.

Anja und Carola ließen sich sogar dazu hinreißen jeglicheManieren zu vergessen und ihr langes Haar im Takt der wundervollen Klängeumherzuwerfen, was sich ja nicht gerade für Prinzessinnen ziemt. Nach eineratmeberaubenden Show, die alle Anwesenden begeisterte und die Gemüter friedlichstimmte, trafen sich die adligen Fräulein, die sich während des Auftritts gegendas gemeine Fußvolk zur Wehr setzten mussten, mit unseren Musikern, um nochlange über den gelungenen Abend zu parlieren und um fotographische Gemäldeanzufertigen.

Nachdem schon der Morgen graute ging es noch in der selbenNacht, als der Himmel schwarz war, über das Meer der Liebe mit denSegelschiffchen ins Königreich des Baron MÜNCHhausen, wo man im Kronsaal„Hofbräuhaus“ die Gemüter erfreuen sollte.

Dort angekommen gönnte man sich zuerst einen Tag Auszeit, umdie Pferde zu füttern, und sich an einem ausgiebigen Mahl zu laben. Am nächsten Tag war es dann erneut so weit. Der Clan derPrinzessinnen befand sich natürlich auch wieder komplett vor Ort, und GrafGuido nutzte die noch verbleibende Zeit bis zum Instrumentalwettstreit, um sichvon Prinzessin Anja, die in Teilen des Märchenlandes durch ihr Naturheilkunstbekannt war, den Rücken massieren zu lassen.

Nachdem sich das Hofbräuhaus bis zum bersten gefüllt hattebegann das atemberaubende Opus. Zuerst legten Edenbridge mit ihrer elfenhaftenSängerin Sabine ein mystisches Ständchen der Extraklasse vor. Darauf folgtePink Cream 69 mit ihrem Auftritt, der so gut war, dass man das Gefühl hatte nureinen Schritt vom Paradies entfernt zu sein. Den krönenden Abschluß bildetenerneut Axxis. Prinz Bernie ließ es sich wieder mal nicht nehmen, wie seinBruder Rumpelstilzchen auf der Bühne herumzuhüpfen. ER geriet dadurch so insSchwitzen, dass er abermals damit begonn unseren Prinzessinnen ins

Dekollte zusabbern (was er aber nicht ungern tat). Aber die weitgereisten PrinzessinnenCarola und Anja hatten vorgesorgt: Sie präsentierten ihm ein Lätzchen, das sie ihm umbanden. Bernhard war sehr angetan davon, vor allem da sich ein Bärchendarauf befand, mit der Aufschrift „komm lass uns tanzen“, und dies entsprach Bernhards kindlichem Gemüt. Als die Lacher verklungen waren, zeigte dieSonnenuhr wieder viel zu schnell das Ende der Show an (es soll hier niemanden stören, dass es Nacht war). Ziemlich schnell blies der Kutscher ins Posthorn und man folgte Bruder Mond auf dem kurzen Weg zur Burg des Regengottes.

Der Hahn verkündete sehr bald und leider viel zu früh denBeginn des neuen Tages. Dies hatte zur Folge, dass es vor Revue-Beginn vomChefkoch ein wohlschmeckendes Mahl, das aus einem Topf mit blubbernder braunerBrühe bestand, die er als „Hähnchengeschnezeltes“ bezeichnete. Frisch gestärkt ans Werk hieß es dann, denn unsere Adligenwollten natürlich u. a. wieder unsere kleinen Prinzesslein mit ihrem Ohrenschmaus erfreuen. Das gelang natürlich wieder trotz der Absperrung diezwischen Bühne und Menge bestand, um die Herren vor dem gemeinem Fußvolk zuschützen, und trotz des Fehlens von Carola, die aufgrund von Unruhen in ihrem Königreich Berlin dorthin zurückkehren musste.

Nach dem gelungenen Repertoire fertigten Anja, Nicky und Moni wiedermal einige fotographischeGemälde an und unterhielten sich mit ihnen. Selbst Prinz Bernie, der incognitobleiben wollte, und zu diesem Zweck seine Zwergelkapp aufhatte wurde erkannt.Es kam sogar soweit, dass Kuno, Richie, Guido, Harry und Bernhard ihreheißbegehrten Signaturen an die Prinzessinnen vergeben mussten, da dieseverhindern wollten, dass sich unser Quintett an den Burgmauern verging. Wie immer viel zu früh hieß es Aufbruch, denn unserSpaßbotschafter wollten für ein paar Tage ins sehr weit entfernte Spanienfahren, um auch dort ausländische Märchenhöfe zu erfreuen. Also hieß es für diePrinzessinnen warten, warten, warten.......bis zum nächsten Wiedersehen.

Nach einer endlosen Woche in diesem entfernten Spanien, indem der Schattenmann regierte freuten sich unsere Musiker wieder in heimatlicheGefilde zurückzukehren. Auf der langen Fahrt ins Königreich des Ludwig Burg,der eine Fabrik der Röcke besaß, die sich hervorragend für derartig kulturelleEreignisse eignete, schrie plötzlich unerwartet Scheich Costa vom Ölteich:„Haltet die Pferde an“. Nach einer so erfolgten Vollbremsung fand man sich imschottischen Lebkuchenhaus des Mac Donalds wieder, um vor der „Arbeit“ nocheine Stärkung zu sich zu nehmen. Zur Freude von Lord Harry wurde zu demschmackhaften Mahl (das sich Juniotüte schmipfte) knallgelbes Knetgummibeigegeben. Aus diesem fertigte er Knetsoldaten für seine Spielzeugarmee an.Zum Glück dauerte die Fahrt zu Ludwig Burg nicht mehr lange, denn sonst wäredie Kutsche unter der Last der Knetgummisoldaten zusammengebrochen. Unsere Prinzessinnen, die bis auf Carola alle anwesendwaren, waren wie Feuer und Eis endlich ein Wiedersehen feiern zu können.Prinzessin Anja hatte bereits die im Königreich des Regengottes angefertigtenGemälde mitgebracht, und präsentierte sie stolz unseren Adligen, die sich davonsichtlich begeistert zeigten.

Der Earl Richie bat Anja seinen von der Reise verspanntenRücken zu massieren, um so fit für das anstehende Konzert zu sein. Ausgeruhtwaren die allerwertesten Herren allesamt, denn sie zeigten wiedereinmal einegigantische Schau, in der Prinz Bernie seine Erzähltalente wie ein nie endenwollender Wassertropfen aus sich heraus sprudeln ließ. Der Höhepunkt war, alsam Ende des Spektakels den heiligen Nikolaus eine Gedenkminute gewidmet wurde.Nach seinem Brauch füllte man die Stiefel der Anwesenden mit einerfernöstlichen Spezialität namens Schokolade in Form des Ebenbildes von St.Nikolaus. Aber selbst diese selbstlose Schenkung ging irgendwann zu ende, undman reiste, nachdem man sich noch ein paar Mal umgeschaut hatte fröhlichweiter. Es folgten einige Tage von Hofkonzerten in weiter entfernten Gefilden, bei denen leider der Schreiberling vom königlichen Käsblatt fehlte,deswegen kann erst wieder vom Abschlusskonzert dieser grandiosen, märchenhaften Rundreise berichtet werden.

Hierfür begab man sich ins Königreich Schönau, das wohlaufgrund seiner Größe eher Königreichen betitelt werden müsste. Hier sollte manseine Werke in der Stadthalle zelebrieren. Unsere Prinzessinnen, die heutewieder tutti completi anwesend waren sahen das bevorstehende Ereignis mit einemlachenden und einem weinenden Auge. Zum einen freuten sie sich auf dasMeisterwerk, aber zum anderen scheute man sich schon vor dem Abschied, dereinen Abschied für längere Zeit darstellte.

Nichtsdestotrotz bastelten sie gemeinsam unter Anleitung derangereisten Basteltante Jenny von Kamen Pom-Poms, die zur Anfeuerung dienensollten und Preisrichtertafeln in mühsamer Kleinstarbeit. Das letzte Konzert entwickelte sich dann auch zu DEMLacherfolg. Zuerst wurden die Barden von Edenbridge auf der Bühnen wie in einemTurmgefängnis eingesperrt, dass sie sich nochmals der tobenden Mengepräsentieren mussten, und das obwohl Arne dank eines bösen, bösen Virus eineAugenentzündung hatte und deswegen mit einem futurischen Gegenstand namens„Sonnenbrille“ herumlaufen musste und aussah wie sein Cousin E. T. von einemaußerirdischen Planet. Als nächstes folgte dieses Mal schon der Auftritt vonPrinz Bernie und Co. Es gab nicht enden wollende Lachsalven, als zum einem sichFürst Kuno II, Graf Guido „Der Tapfere“ und Lord Harry sich auf Stühlenausruhten als Prinz Bernie in einer seiner Ansagen weit ausholte undstundenlange Monologe ielt wie einst Sokrates. Zum anderen ließ sich eineanwesende Bäurin dazu hinreißen ihre selbstgehäckelte Strumpfhose auf die Bühnezu werfen, zur Freude der allerwertesten Herren. Earl Harry war von dieser Ideeso angetan, dass er sich dieses Stoffteil sofort in Rambo-Manier als Stirnbandum das adelige Haupt band. Es folgten viele weiter Späße, die einem Hofnarrenalle Ehre bereitet hätten. Aber auch jeder Spaß geht einmal zu ende. Es begabensich nun zum krönenden Abschluß Pink Cream 69 auf die Bretter die die Weltbedeuten. Hier kamen auch die Preisrichtertafeln zur Geltung. Sie hielten denPinkies die Schilder wie ein Brett vors königliche Haupt um die Leistung zubewerten.

Prinzessin Carola wollte gleich zu Beginn den Jungs eine Freudebereiten und als erstes eine hohe Punktzahl vergeben mit 7,0 Punkten.Unglücklicherweise vertauschte sie die Tafeln und vergab somit nur 0,7 Punkte.Diese Vertauschung hatte zur Folge, dass sie bis zum heutigen Tage noch vonAnja und Jenny damit aufgezogen wird. Scheich Kosta zeigte sein weltbekanntes Grinsen, als ihmnach seinem glorreichen Drumsolo von unseren „Preisrichterinnen“ die vollePunktzahl 10 gegeben wurde, selbstCarola schaffte es die Schilder richtig herum zu halten. Es folgte ein Auftrittvom Marktschreier Uwe, der als Blinder verkleidet, mit Blindenstab und Armbindedie Bühne unsicher machte. Als nächstes versuchte er mit seiner aufblasbarenPlastikgitarre aus Kindertagen die Liedlein mitzuspielen, was jedoch aufgrundder fehlenden Seiten nicht so ganz gelang. Bei den Zugaben standen unerwarteterweise plötzlich FürstKuno II. und Graf Guido mit unbekleidetem Oberkörper mit auf der Bühne, undzeigten zur Freude aller weiblicher Anwesenden, und mit Sicherheit auch zur Begeisterung einiger Männlein, ihre Astralkörper und wedelten wie wild mitihrer ausgezogener Rüstung.

Als weiterer Höhepunkt begaben sich alle Beteiligten auf dieBühne und wedelten zum Ende des Spektakels mit den gebastelten Pom-Poms. Guido ließ es sich auch nicht nehmen, Major Dennis mit dem Wedel zwischen den Beinenrumzufuchteln, was natürlich große Zustimmung und Begeisterung bei denAnwesenden auslöste. Aber leider ging auch dieser Auftritt vorbei. Aber anAbschied nehmen war noch lange nicht zu denken. Man ging in einen nahegelegenen Heuriger, um dieerfolgreiche Reise zu feiern. Überflüssig zu erwähnen, dass unsere Prinzessinnenmit im Schlepptau waren. Die nächsten Stunden vergingen wie im Fluge, es wurde vielgelacht, geratscht, geknuddelt und man hatte einfach tierisch viel Spaßzusammen. Prinzessin Anja ließ sich sogar zur Freude vieler dazu hinreißen mitdem österreichischen Leutnant Georg von Edenbridge einen Wiener Walzer aufsParkett zu legen bis die Sohlen rauchten (hier ist anzumerken, dass GeorgTurnschuhe und Anja kniehohe Stiefel trug, die sich überhaupt nicht zum Tanzeneigneten).

Als schon fast der Morgen graute, hieß es dann schweren Herzens Abschied nehmen. Es wurden viele Tränen vergossen, endlose Umarmungenfolgten, es gab extrem viele Abschiedsküsse und man versprach sich den Kontaktaufrecht zu halten und sich sehr bald wiederzusehen. Es tauchten sogar vieleRufe auf die lauteten: „Bleibt, verlasst uns nicht“. Alles in allem bleibt zu sagen, dass es sich um eine äußersterfolgreiche Tournee durch das gesamte Märchenreich handelte, und alleBeteiligten eine schöne Zeit, viel Spaß und Freude hatten, die man sicher nichtso schnell vergisst. Und wenn sie nicht gestorben sind, dann singen, musizieren,knuddeln und ratschen sie noch heute.

Parallelen und Ähnlichkeiten zu toten oder lebenden Personen sind nicht zufällig sondern absolut beabsichtigt.

Copyright by Anja Fieger