Interview aus der Schweiz

von Martin Fust / Newcomer-Magazin, Schweiz


Premiere! Das erste Mal haben wir uns je einen Musiker von zwei verschiedenen Bands geschnappt, die gleichen Fragen gestellt und das Ergebnis könnt ihr nun hier lesen. Vor meinem Diktiergerät sassen Bernhard Weiss, der Sänger von Axxis und Kosta Zafiriou, der Schlagzeuger von Pink Cream 69. Beide Bands erleben ja momentan einen zweiten Frühling. Zu Beginn des Jahres 2000 tourte man schon zusammen. Damals mit Balance Of Power als Support. Nun, im kalten Winter des selbigen Jahres, waren Edenbridge die erste Band, die auf die Bretter stieg. Wieso sich Kosta, der zugleich auch Tourleiter war und Bernhard wieder für eine solche Konstellation zusammen gefunden haben und was es sonst noch für Gemeinsamkeiten gibt, erfahrt ihr im folgenden Interview.

Bernhard: Wir haben keine andere Band gefunden, die mit uns spielen will (schallendes Gelächter erfüllt den Tourbus).

Kosta: Wir können uns gar nicht leiden, aber das Management wollte das so (erneutes Gelächter).

Und du bist das Management, oder wie?

Kosta (überlegt): Hmm. Ja. Ne, das ist eine Scheissausrede. Was könnten wir noch sagen... Die Plattenfirma wollte das so (erneutes Gelächter). Ne, der Punkt ist der. Wie du sicherlich mitbekommen hast, war die Geschichte im April sehr, sehr erfolgreich, was die Zuschauerzahlen anbetraf und uns hat das menschlich sehr viel Spass gemacht. Die Bands kennen sich ja seit einigen Jahren, da wir schon zusammen auf ein paar Festivals gespielt haben. Aber so eine richtige Tour haben wir noch nie zusammen durchgezogen. Da wir bei der gleichen Plattenfirma und derselben Bookingfirma sind, macht es natürlich Sinn. Darum haben wir uns für den zweiten Teil der Tour entschlossen, in den Städten zu spielen, in denen wir im April noch nicht gespielt haben. Begonnen hat alles in Benelux. Vor ein paar Tagen sind wir gerade aus Spanien zurückgekommen, spielen heute die einzige Show in der Schweiz (Pratteln - Z7) und morgen noch den letzten Gig. Das war’s dann.

Bernhard: Dann spielen wir nie mehr miteinander!

Dann habt ihr so genug voneinander, dass ihr sagt: «Das war’s!»?

Kosta: Also wir verstehen uns ja gut, aber die andern (schallendes Gelächter), das sind ganz komplizierte Charaktere. Wir beide sind hier so die Schiedsrichter, wenn wir abends nach der Show und kurz vor der Schlägerei sagen müssen: «Mensch Jungs, nehmt euch doch zusammen.» (Bernhard lacht sich krumm)

Nach euren eher experimentellen Werken (Axxis: «Voodoo vibes», PC 69 «Change») seid ihr ja wieder auf den richtigen musikalischen Pfad zurückgekehrt. Axxis haben mit «Back to the kingdom» und Pink Cream 69 mit «Electrified» verloren gegangener Boden wieder gut gemacht. Wenn ihr da zurückblickt, waren für euch diese beiden, eher untypischen Alben ein Fehler?

Bernhard: Ne! Ganz klar nicht, denn ohne dieses «Voodoo vibes»-Album hätten wir «Back to the kingdom» niemals gemacht. Das war für uns ganz wichtig, diese Erfahrung zu machen. Zu wissen, dass es gewisse Grenzen gibt, bei den Fans und auch dir selber. Zu bemerken, was man machen kann und was man nicht machen kann. Das musste einfach mal sein. Ich sag mal, das ist wie in jeder Beziehung. Zu sehen, was der Vater nicht mehr toleriert und wo man was übertrieben hat. Die Sampler-Sachen haben mir tierischen Spass gemacht. Rein vom musikalischen her damit zu arbeiten und experimentieren. Aber, wenn man das Axxis-Namensschild drauf hat, dann gibt es einfach eine gewisse Grenze. Ich könnte jetzt nicht ankommen und sagen, dass ich eine Jazz-Platte schreiben will. Das würden die Fans nicht lieben. Genauso wie bei den Samples. Die Fans wollen handgemachte Musik, Power und Mystik hören. Das habe ich einfach erkennen müssen. Im Übrigen ist es eigentlich genau das, was wir eigentlich spielen wollen (grinst). Es ist so eine Art Schizophrenie dabei. Auf der einen Seite die Musiker und auf der anderen Seite was auf der Bühne passiert. Ich muss dir ganz ehrlich sagen, das «Voodoo vibes»-Album live zu spielen, hat uns wenig Spass gemacht. Das hätten wir als Studioprojekt sein lassen können und das war’s dann. Danach wieder eine richtige Axxis-Platte aufnehmen und erst dann auf Tour gehen. Um diese Einsicht zu bekommen, war es ganz wichtig, «Voodoo vibes» zu schreiben. Das hat mir ganz klar aufgezeigt: «Jungs, macht das, was ihr könnt und wo eure Roots liegen. Macht das, was ihr drauf habt und seit Jahren schon immer gemacht habt.» Wenn du die Demos des «Voodoo vibes»-Album gehört hättest, dann würdest du keinen Unterschied feststellen zum «Back to the kingdom»-Material. Das ist unglaublich. Die Songs sind gar nicht so weit, von dem was Axxis ausmacht, entfernt. Nur die Produktionsweise ist meilenweit davon entfernt, von dem, was die Fans von Axxis hören wollen.

Kosta: Generell kann man für beide Bands sagen, dass das finanziell gesehen ein Fehler war. Aber als Künstler, Musiker, oder kreativer Kopf sollte man sich, meiner Meinung nach, nicht danach richten. Von daher war es für uns auch eine ganz wichtige Erfahrung, das «Change»-Album zu machen. Danach haben wir mit «Food for thought» ein weiteres, sehr experimentelles Album veröffentlicht. Bis wir dann begonnen haben, wie auch der Bernhard vorhin gesagt hat, zu merken, nicht nur was die Fans wollen, sondern was man selbst am besten kann. Das war eine sehr wichtige Erfahrung. Wenn man diese Grenzen, die Bernhard vorhin erwähnt hat, nicht absteckt, dann weiss man nicht, wie weit man gehen kann. Darum war das für die Entwicklung von Pink Cream 69 eine sehr wichtige Sache. Genauso wichtig war’s aber auch, wenn nicht sogar wichtiger, zurück zu kommen und zu sagen: «Alles klar, hier sind wir wieder.» Man darf aber auch nicht vergessen, dass beide Bands, Axxis, wie auch Pink Cream 69, schon ein paar Wochen im Geschäft sind. Ich glaube keine der beiden Bands wollte, wie ein grosser Kollege von uns, den gleichen Stil dreissig Jahre lang durchziehen. Von daher ist es schon ganz wichtig, dass man da ein bisschen Frische mit eingebracht hat, die Grenzen ausgelotet, um sich dann wieder auf seine Stärken zu konzentrieren.

Wie gross war denn der Einfluss der neuen Bandmitgliedern bei euch? Axxis haben mit Kuno und Guido neue Leute an Bord und bei PC 69 singt nun David.

Bernhard: Die beiden waren Axxis-Fans und dadurch konnten sie uns auch wieder so ein bisschen zeigen, was Axxis ausgemacht hat und wo der richtige Weg ist. Wir hatten ja schon vier bis fünf Songs geschrieben (unter anderem «Heaven in black»), bevor Kuno und Guido bei uns eingestiegen sind. Aber sie haben uns ganz klar nochmals bestätigt, dass wir auf der richtigen Spur sind. Ich glaube, es hätte mich schon ein bisschen verunsichert, wenn diese beiden, beinharten Axxis-Fans, wie sie es nun einmal waren, die Songs nicht so toll gefunden hätten.

Kosta: Bei uns war das damals ein bisschen anders. Andy Deris (jetzt Helloween) hat die Band Ende 1993 verlassen. In der ersten Hälfte 1994 haben wir die Zeit damit verbracht, einen neuen Sänger zu finden und hatten über 400 Bewerbungen auf dem Tisch. Das war unfassbar. Wir haben uns jeden Tag dutzende von Sängern angehört. Als wir David gefunden hatten, steckte uns noch immer ein recht hoher Sony-Deal in der Tasche. Nach dem Ausstieg von Andy, haben die uns einen neuen Deal angeboten und finanziell noch eins oben draufgelegt. Sony haben aber gesagt, dass der klassische Rock tot ist, und sie von uns ein modernes Album erwarten. In die Augen gesehen hat uns der Geschäftsführer von Sony-Music, der auch Head of Sony Europe ist. Der isst wahrscheinlich morgen mit Bruce Springsteen und übermorgen mit Michael Jackson und hat wahrscheinlich ein Jahresgehalt von zwei Millionen. Er hat uns gesagt: «Ich schick euch in die USA und mit einem Ami-Produzenten bringt ihr mir ein modernes Album. Dafür knacke ich für euch den amerikanischen Markt.» Den Mucker, der dann Nein sagt (lacht), den will ich dann mal sehen. Klar hätten wir ablehnen können und ich will da nicht die ganze Schuld auf die Sony schieben, aber da hat alles so verdammt interessant geklungen. Das Geld war da und die ganzen Perspektiven sahen gut aus. Passiert ist dann leider gar nichts. Wie so oft in den USA. Dabei hat sich die Band nur zerrüttet. David kam ja aus der melodischen Hardrockecke und war damals genauso wie wir durch die ganzen Nirvanas, Alice In Chains und Pearl Jams verunsichert. Okay, die haben ja teilweise auch ganz geile Songs geschrieben und einige Dinge fanden wir ja auch gut. Das wiederum hat aber noch lange nicht bedeutet, dass ich damals alle Judas Priest-Scheiben zum Fenster raus geworfen hätte. Denn die fand ich ja noch immer gut. Darum war innerhalb der Mannschaft so eine Irritation spürbar. Unser Fazit heute ist, dass es künstlerisch sehr wichtig war, aber eine interessante Erfahrung. ABER, der Stempel hätte ein anderer sein müssen. Wir hätten das Album nicht unter dem Namen Pink Cream 69 veröffentlichen dürfen. Unter einem anderen Namen, einfach so aus Bock hätte das keinen gestört. Ich kann mir gut vorstellen, dass der eine oder andere Fan bei «Change» gedacht hat: «Mensch, das ist nicht Pink Cream 69.» Wenn da Leberwurst draufsteht, dann will ich auch Leberwurst drin haben (lacht).

Was sind für euch die wichtigsten Unterschiede zwischen einem Majorlabel und nun einem kleineren Label. Was hat sich da für euch geändert?

Bernhard: Für mich ist das insofern eine neue Erfahrung, da wir nun alles selber in der Hand haben. Das macht dich frei von vielen Entscheidungen. Ich kann selber entscheiden und bin völlig handlungsfähig. Das Cover von «Back to the kingdom» haben wir selber entworfen. Der Nachteil ist, wenn du Scheiss baust, kannst du niemanden dafür verantwortlich machen (lacht). Ausserdem hast du natürlich nicht mehr diesen grossen Apparat um dich rum und musst eine grosse Eigeninitiative an den Tag legen. So was musst du zuerst lernen. Wenn du aber Erfolg hast, dann kannst du auch auf dich Stolz sein und dir selber auf die Schulter klopfen. Nachteile fallen mir keine ein. Ich muss sagen, auch bei der EMI keine entdecken zu können. Sie haben damals mit uns das meistverkaufteste Hardrock-Debüt aller Zeiten auf die Beine gestellt. Da sind schon richtig gute Aktionen von der EMI gestartet worden. Darum will ich auch gar nicht darüber meckern. Das war eine Superzeit. Dann kam allerdings der Tekkno. Alle waren verunsichert. Keiner wusste mehr, was eine Gitarre war und wir hatten arge Probleme, mit den ganzen BWL-Studenten über Rockmusik zu diskutieren. Wir standen in Konkurrenz mit dem Tekkno. In ihrem Wohnzimmer haben Leute eine Platte für 5'000 Markt produziert. Die CD hat dann aber schlussendlich auch 32 Markt im Laden gekostet. Wir sassen im Studio, das pro Tag 2'000 Mark verschlang und mussten dort auch kacken. Bei jedem Kackhaufen, der da durchs Klo lief, gingen fünf Markt durch die Wupper. Da kriegst du die Krise. Du arbeitest unter unmenschlichen Bedingungen, weil du einfach mit diesem Tekkno-Kack kostenmässig verglichen wirst und dann bist du nicht mehr betriebswirtschaftlich genug für so eine Majorfirma (lacht). Das hat dann nach der «Voodoo vibes» auch keinen Spass mehr gemacht. Das Rock’n Roll-Feeling bei diesen Firmen war einfach raus. Das ist bei Massacre anders, denn sie sind eine Rock’n Roll-Firma mit allen Vor- und Nachteilen. Die wissen wovon sie sprechen.

Kosta: Beide Bands haben den Vorteil bei Massacre, dass wir im Hause das Schwergewicht sind. Auch wenn sie viele Bands auf den Markt bringen. Wenn aber ein Album von Axxis oder Pink Cream 69 ansteht, geben sie noch mehr Gas. Das ist nicht wie bei einem Newcomer, bei dem 3'000 Stück produziert werden und dann wird erstmals gekuckt, wie sich das verkauft. Den Leuten von Massacre ist es wichtig, gut für die Bands zu arbeiten. Davon profitieren wir als Band ja auch wieder. Früher hat sich jede Majorplattenfirma mindestens eine Hardrockband geleistet und gehofft, damit den Thronfolger für die Scorpions in der Hand zu haben. Darum waren dann die Tourvorschüsse und Promoaktivitäten dementsprechend gross. So kannst du als Band kreativ sein und wenn die Idee gut ist, ist es zweitrangig, was die ganze Sache kostet. Dass eine Kompanie wie Massacre eher rechnen muss, ist klar. Wir halten ja nach wie vor beste Kontakte zu einigen Kompanien. Darum denke ich, ist es heute auch bei den Majors so, dass in der Zwischenzeit alle einen grossen Taschenrechner auf dem Tisch haben. Es ist einfacher geworden mit dieser computergesteuerten Musik. Heute kannst du im stillen Kämmerchen zu Hause alles selber aufnehmen. Auch den Gesang. Darum sind die Zeiten, wo die fette Kohle aus dem Fenster geschmissen wurde, bei den grossen Firmen generell vorbei.

Als ihr damals mit euren Bands begonnen habt, welches waren eure Ziele?

Bernhard: Das ist eine gute Frage. Ich wollte immer Rockstar werden (lacht).

Kosta: Ich wollte reich werden (lachend).

Bernhard: Reich? Das weiss ich gar nicht mehr. Für mich war irgendwie immer dieser Ruhm cool. Ich bin vor dem Spiegel gestanden und habe Gene Simmons (Kiss) nachgemacht. Dann habe ich mir immer vorgestellt, dass ich in der Westfallenhalle auf der Bühne abgerockt habe. Was du da für Gefühle kriegst als pubertierender Jüngling, das ist schon cool. Das ist ein sehr, sehr ergreifendes und mitreissendes Gefühl. Nach diesem Gefühl kann man echt süchtig werden und das macht richtig Spass.

Kosta: Ich weiss, ich war Peter Criss (Kiss - tobendes Gelächter erfüllt einmal mehr den Tourbus).

Bernhard: Ach du warst das (grölend).

Kosta: Was für mich schon immer wichtig war und das hat sich auch in den vielen Jahren bewahrheitet, war das Reisen...

Bernhard: ... das stimmt...

Kosta: ... das hat immer viel Spass gemacht und die Bekannten und Freunde meiner Familie haben mich immer Genscher genannt. Der Aussenminister, der nur unterwegs ist. Mich hat man immer vom Sportplatz oder bei irgendwelchen Freunden aufsammeln müssen. Mit Pink Cream 69 habe ich grosse Teile der Welt gesehen. Wir hatten wirklich das Glück in fast jedem Land in Europa zu spielen. Ausserdem waren wir in Brasilien, haben in Nordamerika eine Scheibe aufgenommen und haben dort auch gespielt. Wir waren jetzt vier oder fünf Mal in Japan und das macht schon tierisch Spass. Das war eine sehr grosse Motivation für mich. Und natürlich die Musik. Das ist die Antriebsfeder. Alle andern Sachen sind Träume, bei denen man froh ist, wenn sie sich erfüllen. Aber die Antriebsfeder ist und bleibt diese Musik so geil zu finden. Ich wollte immer ein powervoller Trommler sein, mit einem grossen Kit. Irgendwann habe ich mir den dann auch gekauft. Das war für mich so richtig die Erfüllung. Morgens zu frühstücken, in den Proberaum zu gehen, sich den ganzen Tag einen abzutrommeln und irgendwann geht’s dann auf Tour.

Und heute? Sind die Ziele geblieben oder hat sich das geändert mit all den Erfahrungen die ihr gemacht habt?

Bernhard: Es geht auf der einen Seite wieder zurück zu den «Roots». Du machst das alles wirklich nur der Musik wegen. Die Musik macht einfach Spass. Auf der Bühne die Power zu spüren... Das ist auch ein Ventil. Wenn du sauer auf die Bühne steigst, bist du danach frei. Manchmal erinnert mich das an den Kirchgang früher. Ich musste früher immer in die Kirche gehen und das habe ich gehasst. Nach der Kirche, wenn ich dann draussen gestanden bin, fiel mir so richtig ein Stein vom Herzen und ich war total entspannt. Das war immer ein geiles Gefühl. Es macht einfach richtig Spass auf der Bühne Gas zu geben. Das ist eine richtig schizophrene Sache, denn ich bin eigentlich ein ganz anderer Typ als auf der Bühne. Ich bin eine gespaltene Persönlichkeit und es macht mir richtig Spass, diese Rolle zu spielen.

Kosta: Er ist ein ganz ruhiger Typ, das fällt dir jetzt vielleicht beim Interview auf (kriegt sich kaum ein vor Lachen).

Na, na, wenn Bernhard erst mal loslegt, dann kann man sich als Journalist gemütlich zurücklegen.

Bernhard (lachend): Ich bin schon ein hektischer Typ, das stimmt schon, aber ich kann auch zu Hause mit einer Pulle Bier «Ran» (die Fussballshow) kucken. Das ist geil! Das relaxte Abhängen und nichts tun. Als ich mit der Musik begonnen habe, dachte ich, dass dieses Rockbusiness voll mit Haien, das schlimmste Business der Welt ist. Was es aber wirklich bedeutet, erfährst du erst, wenn du mitten drin bist. Das illusioniert (nicht eher desillusioniert? d. Lektor) schon ein bisschen, wenn du ein bisschen hinter die Kulissen schaust und siehst, was da wirklich abgeht, wie das alles funktioniert und dass es wirklich nur auf Beziehungen ankommt. Die ganze Mafiagruppierung innerhalb der Plattenindustrie, das fand ich schon ein bisschen deprimierend. Da sind Sachen dabei, da bist du machtlos. Das war die wichtigste Erfahrung, die ich gemacht habe. Wir waren nie eine Band, die andern in den Arsch gekrochen ist und wir haben das dann oft auch gefühlt. Darum haben wir ab und zu ein paar Probleme bekommen. Wir waren ja angeblich auch einmal ein Hype. Gestern noch hat mich ein Journalist darauf angesprochen. Das habe ich aber nie verstehen können. Denn Hype würde ja bedeuten, dass eine Plattenfirma eine Band fördert, die total Scheisse ist. Ich habe immer das Gefühl gehabt, dass die Fans Axxis wollen. Die, welche unsere Platten gekauft haben, wurden ja nicht dazu gezwungen. Ich mach die Musik ja nicht für dieses Business, sondern für die Fans, die Band und mich. Zusammen eine gemeinsame CD zu erarbeiten, dann die Reaktionen der Fans zu hören und lesen, jetzt auch übers Internet, das ist doch total geil. Man muss sehr verantwortungsvoll damit umgehen, denn das ist eine unheimlich Macht, die man da besitzt.

Das Mikro wechselt zu Kosta, der erst mal da sitzt...

Bernhard (lachend): Wie war noch gleich die Frage...

Kosta (mit einem breiten Lachen): Was wir damals gedacht haben... Was wir natürlich damals nicht gewusst haben, aber heute durch die Erfahrungen wissen, ist, dass auf einer solchen Tour nicht nur Glanz und Glory am Start sind, sondern auch viel Zeit mit Warten verbracht wird. Unsere Vorstellung ist schon wesentlich realistischer geworden. Der Antrieb für mich ist aber noch immer das Trommeln, das mir tierischen Spass macht. Wenn ich nach dem Gig von der Kiste runter steige, oder nach dem Schlagzeugsolo total nass und verschwitzt bin und die Leute klatschen und abgehen, das ist ein Gefühl, das kann man sich nicht kaufen. Das gibt’s nicht durch Drogen, Geld oder Reichtum. Das hast du dir in diesem Moment sehr, sehr hart erarbeitet. Oder, wenn ein neues Album und kreative Sachen fertig geworden sind und du die ersten Feedbacks der Fans hörst, die sagen: «Der Songs ist geil.» Dann denkst du: «Das war doch nicht so scheisse.» (lacht) Wenn man merkt, dass die Leute auf deine Musik abfahren, dass ist schon die Grund- und Hauptmotivation. Ich habe nun doch auch schon wieder leicht feuchte Hände, weil ich höre, dass die Edenbridge den letzten Song spielen und in einer halben Stunde geht’s für mich dann wieder los. Da baut sich schon das Adrenalin auf. Das ist für mich die grösste Droge an der ganzen Geschichte. Auch nach so vielen Jahren und so vielen Gigs gehen wir da nicht so locker auf die Bühne, dass uns das nichts mehr ausmacht.

Was passiert bei euch nach dieser Tour?


Bernhard: Dann lösen wir uns auf (schallendes Gelächter) und nach einem Jahr machen wir ein Comeback (lacht sich fast kaputt).

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