Jennys „kleines" Tour-Tagebuch
(zur April Tour 2000 mit PC69 )


Viele von Euch haben es gesehen, oder zumindest gehört: Auch ich habe es mir dieses Jahr nicht nehmen lassen, auf Tour zu gehen. Ganz „zufällig" war es natürlich zum Großteil genau die gleiche Tour, die Axxis, Pink Cream 69, Balance of Power und weitere 10 Männer durch Deutschland machten. Aber den Spaß. den wir hatten, möchte ich natürlich auch mit Euch teilen.

14.04.
Unruhig sitze ich im Büro. Rutsche hin und her, kann keinen Telefonanruf ruhig entgegen nehmen, was in einem Callcenter nicht ganz günstig ist. Aber es hilft nichts: Heute ist Toureröffnung in der Kaufbeurer Zeppelinhalle, 500km vom Dortmunder Flughafen entfernt, und ich habe noch keinen Urlaub. „Meine" Jungs müssen Ihren Tourauftakt ohne mich bestreiten. Aber wenigstens ist Freitag, damit ist morgen Wochenende. Morgen um 13:00 Uhr, denn ich habe mich zum Samstagsdienst eintragen lassen.
Aber wenigstens ist heute abend noch die Saisonabschlußparty vom Eishockey, die Ralf und ich mit „neuen" Original-Spielertrikots verlassen.

15.4.
Gegen 14:00 Uhr telefoniere ich, zu Hause in Iserlohn, mit Sasa von Bottom Row, um heute in das Konzert in der Bochumer Zeche zu kommen. Er bittet mich, vorher vorbei zu kommen, um die Karten abzuholen. Hätte ich das gewußt, hätte ich von Dortmund aus direkt nach Bochum fahren können, aber Logik war ja noch nie meine ganz große Stärke. 15:00 Uhr, ich stehe in der Zeche und höre seltsame Töne. NEIN, es ist keine Box, die durchbrennt oder Guidos neuestes Effektgerät. Es ist ein langhaariger Typ, der sich offensichtlich einsingt. Gesehen habe ich den Kerl noch nie, also wird es wohl der Balance of Power-Shouter sein. Ich hole mir noch meine Pressekarten bei Sasa ab, sage Bernie und Konsorten kurz hallo und fahre wieder heim.

Der Abend wird laaang. Das Konzert bekomme ich zum Großteil gar nicht mit. Balance of Power habe ich gar nicht gesehen. Für die Pinkies war ich etwa eine halbe Stunde in der gut gefüllten Zeche, aber dann kippte mir der Kreislauf. Ich also wieder 'raus. Für Axxis ging ich dann nicht mehr ganz so weit hinein, was Abstriche in Sound und Optik zur Folge hatte, aber wenigstens waren die Reaktionen des Publikums durchweg gut bis sehr gut.

Nach der Show feiern wir noch bis zum Umfallen. Schließlich ist es der letzte Gig für längere Zeit, der im Kreise der „Großfamilie Axxis" stattfindet. Und so sind Kirsten und Chrissie da, Grafiker Dirk (derjenige, der für dieses obergeniale Cover verantwortlich ist) mit seinem Bruder, mein Freund Ralf. Einzig Walter Pietsch hatte sich zwar angesagt, aber dabei blieb es dann auch.... Schade.

16.4.
Gegen Mittag mache ich mich auf den Weg nach Korbach. Dave von den Pinkies läuft mir als erstes über den Weg (bzw, ich ihm). Er schaut etwas überrascht aus der Wäsche. Weniger überrascht ist Merch Uwe. Kunststück, der wußte daß ich erscheinen wollte. Ganz besonders nett empfängt mich Sasa: „Was willst du denn schon wieder hier?" Meine Standardantwort: „Och, ich hab' gehört, hier spielt 'ne Band..." Heute bekomme ich, auf meinen Wunsch, einen Fotopaß. Später aber dann doch einen „All areas". Weitere Geschenke: Uwe hat für Harry ein Nutella-Glas mit Spezial-Etikett angefertigt. Harry freut sich ein Loch in den Bauch.

Etwas Konzertluft wollte ich auch schnuppern. Und schaue mir die Pinkies vom Mischpult aus an. Zwischendurch geht mir dann nur durch den Kopf: „Dave, du Sausack, redest mich seit Jahr und Tag auf Englisch an, dabei spricht der Mann fast perfekt und akzentfrei Deutsch." Zumindest besser, als ich Englisch, meine ich. Er ist nach der Show anderer Meinung: „Your English is definitely better than my German...!" 1000 Dank...

Axxis bekomme ich nicht ganz mit, aber Dirk's 6-jähriger Sohn Stefan kommt stolz wie Oskar nach der letzten Zugabe aus der Halle: „Hast Du mich gehört?" Ja, natürlich, war ja nicht zu überhören, daß Bernie dem Kurzen für den Refrain das Mikro hingehalten hatte..... Seine Ohropax hatte der kleine Mann übrigens schon nach dem zweiten Pink Cream - Song in die Ecke geworfen: „Ich hör' nix!" Daß er nicht nach Hause wollte, war ja eh klar.

Ich will auch nicht, fahre aber doch um 1:00 Uhr, schließlich habe ich nächste Woche Frühschicht, da geht der Wecker um 5:30 Uhr...uff...

17.4.
Ich weiß nicht, wie ich den Tag herumbekommen habe. Aber den Termin beim Augenarzt, zur Kontaktlinsen-Kontrolle, den habe ich abgesagt. Irgendwann bin ich zu Hause, lege mich ins Bett und schlafe süß und selig, bis am nächsten Morgen der Wecker geht. Ihr erinnert Euch: 5:30 Uhr....Ich habe sogar fast vergessen, daß Axxis heute im hoffnungslos überfüllten „Take Off" in Ulm spielen. Ohne mich. Aber ich denke, Tanja, Diana, Sonja und Danja haben mich würdig vertreten.

18.4.
Um 15:50 Uhr fällt mein Kuli auf die Schreibtischunterlage, das Telefon ist ausgestellt, noch kurz mit der Kollegin den Tausch auf Spätschicht für morgen bestätigt. Mein Stundenzettel zeigt später 15:53 Uhr Stempelzeit an, um 16:00 Uhr fahre ich auf die Auffahrt Unna der A1, Richtung Bremen. Und meine Autouhr geht 2 Minuten vor.....

Viel Berichtenswertes gibt es nicht. Viele liebe Bekannte habe ich getroffen, viele liebe neue Bekanntschaften gemacht. Unter anderem ist heute Kunos Freundin Nina dabei.

Jürgen, einer der Die-Hard-Axxis. und Pink Cream-Fans, wird heute 50. Bernie hält das für eine Sensation, aber, ehrlich: Die Band selbst wird immer jünger, aber im Fanclub gibt es noch höchstens 15 Personen, die jünger als ich sind. Aber niemand ist wirklich viel jünger als 25.

Da Uwe seinen Stand heute mal ausnahmsweise in der Halle hat, bekomme ich auch Balance of Power mit. Eigentlich gefallen sie mir recht gut. Aber so recht weiß ich noch nicht, denn ich fand die letzten Vorbands alle mehr oder weniger 'nen Griff in's Klo, daher wollte ich wohl keine voreiligen Begeisterungsstürme ausbrechen lassen. Und wo wir gerade von Klogriff sprechen, ein Paradebeispiel für diesen war ebenfalls da: Axel von Jaded Heart. Mir bleibt auch echt nix erspart. Nur gut, daß er wenigstens so getan hat, als hätte er Uwe und mich nicht erkannt.

Die Stimmung heute ist OK. Aber nach der Show ist nichts mehr los. Die Bremer flüchten aus dem Aladin (Hey, ich fand's NICHT schlecht....). Aber auch die Bands machen sich rar. Sechs Konzerttage am Stück, die Hammertour von Ulm nach Bremen und heute Nacht geht es wieder „zurück" nach Schweinfurt. 15 Musiker liegen erschossenin ihren Kojen.... Dort liege ich auch, um 1:30 Uhr...

19.4.
GOTT, bin ich froh, daß der Wecker heute morgen erst um 10:00 Uhr piept. Der Tag schleppt sich so dahin, bis ich um 20:00 Uhr Feierabend habe. Danach das gewohnte Bild: Jenny fährt in Rekordzeit nach Hause, legt sich in's Bett und schläft den Schlaf der Gerechten. Eigentlich bin ich froh, nicht mit nach Schweinfurt zu fahren. Es soll trotzdem nicht schlecht gewesen sein. Vor allem Kuno und Guido ist die Einstimmung in den ersten Off-Tag ihres Lebens sehr „versüßt" worden. DAS hätte ich dann schon wieder gerne gesehen....

20.4.
Hätte ich viel früher gewußt, daß das ursprünglich für heute angesetzte Konzert in Hamburg verlegt würde, hätte ich mir den Streß mit Samstag arbeiten und Frühschicht gespart. Na egal, pünktlich komme ich heute jedenfalls nicht aus dem Büro. Im Gegenteil: Es wird eine Stunde später. Aber wen stört das, wenn 2 Wochen Urlaub vor einem liegen, und man fest entschlossen ist, einen Großteil davon mit seiner Lieblingsband zu verbringen?

21.4.
Am Spätnachmittag treffe ich in Offenbach an der Hafenbahn ein. Im Gepäck: Eine dicke Reisetasche, einen Schlafsack und eine Palette gefärbte Hühnereier, schließlich is' bald Ostern....

Ich helfe Uwe beim Aufbau des Merch-Standes. Später schaue ich mir Balance of Power an, und finde sie eigentlich doch ganz gut... Die Pinkies schenke ich mir heute, weiß aber auch nicht so recht warum. Aber auch Axxis können mich heute nicht reizen: Die Luft in der Halle is zum Schneiden, außerdem hat's mindestens 90% Luftfeuchtigkeit. Aber es muß gut gewesen sein, T-Shirts verkaufen Uwe und ich auf jeden Fall reichlich. Vielleicht möchten aber viele auch nur den Heimweg in trockenen Shirts antreten. Ich weiß es nicht.

Als ich gegen Mitternacht „ins Bett" will bleibe ich noch vor dem Axxis/Pink Cream-Nightliner hängen, quatsche mit Uwe, Harry, Backliner Dennis und später auch mit Bernhard, Kuno und Guido über Gott und die Welt. Als ich eine weitere Stunde später in mein Auto will, kommt Balance-Backliner Sean zu uns und lädt uns noch zur Party in den Balance of Power-Bus ein. Kuno ist schon weg, da zieht mich Guido am Ärmel hinter sich her und..., oh Gott, ich glaube es war 5 Bier und 3 Stunden später, als ich endlich dazu komme, mich in mein Auto zu legen...Aber lustig war's.

22.4.
Scheiße, ist das kalt. Um 6:00 Uhr (in Worten: SECHS) werde ich wach und friere mir den A... ab (na, schön war's, dann wäre ich wenigstens die Sorge los....). Auf's Klo geht nicht, ich hasse es, mich in die Büsche zu erleichtern, die Hafenbahn ist, natürlich, zu. Und daß in den Bussen schon jemand wach ist? Ich bezweifle es. Also versuche ich, mich noch einmal umzudrehen. Es hilft nichts. Also ziehe ich meine Jogginghose und die Turnschuhe an, setze mich auf den Fahrersitz und begebe mich auf die A45 Richtung Mannheim. Die nächste Raste kommt bestimmt...

Nach zwei Stunden Stadtrundfahrt habe ich dann auch endlich das „Capitol" gefunden. Ich stelle meinen Wagen ab und suche erst einmal ein kleines Café, wo ich dann lesend des Rest des Morgens verbringe. Ein wenig kaufe ich noch im Supermarkt um die Ecke ein (auf die Dauer gehen Tankstellen nämlich ziemlich ins Geld....).
Richard hat Gäste zum Soundcheck: Frau Simone und vor allem seine Tochter Carmen sind gekommen. „Stay don't leave me" singen wir dreistimmig....
Später überredet Guido mich, den Axxis-Auftritt auf Video aufzunehmen. Ich hätte nie gedacht, wie schwer so ein Camcorder nach einer Stunde ist....
Der Lacher des Abends kommt von Koffl: „Hey, einer dieser Journalisten hat mir gesagt, in diesem Viertel wäre die Ausländerrate höher, als in unserer Band... Und ich find' 75% schon ganz schön viel...."

23.4.
Uwe hat mir 'ne ungefähre Wegbeschreibung nach Markneukirchen gegeben. Aber nachts um 2 auf der Autobahn geht nichts mehr. Die nächste Raste soll meine sein: Es ist Hockenheim, wo es gleichzeitig ein Motel gibt. Also gönne ich mir den Luxus in einem Bett zu schlafen und eine Dusche zu haben. Um 10:00 Uhr bin ich schon wieder auf der Bahn, aber nicht, ohne 80km weiter an einem Autohof mit einem großen, goldenem M anzuhalten und zu frühstücken....

Gegen 14:00 Uhr bin ich in Markneukirchen. Dave und Bernhard fallen fast vom Glauben ab, als sie mich sehen, und auch Balance of Power wähnen sich im falschen Film. Nachdem Uwe und ich in aller Ruhe den Merch-Stand aufgebaut haben, hole ich meine Inline-Skates aus dem Kofferraum (ich kann zwar nicht besonders fahren, und noch weniger bremsen, aber trotzdem habe ich die Dinger immer dabei...) und übe bremsen auf dem Parkplatz. Lance („I live in Minneapolis, where they invented Rollerblades...!!!) will mir helfen, aber irgendwie verkommt das Ganze zur Lachnummer... Also packe ich die Biester nach einer halben Stunde skaten wieder ein.

Die Musikhalle ist mit ca 300 Leuten etwas mager besetzt, aber die Party hinterher ist um so lustiger. Lance versucht sich als Barkeeper. Müßig zu erwähnen, daß er das Meiste selbst trinkt. Neben Tequila aus Flaschen, übrigens. Die Amis schrecken echt vor nichts zurück....
Ich haue mich um Mitternacht in die (Blatt-)Federn.

24.4.
Es schon wieder erst 7:30 Uhr, als ich wach werde. Aber mir ist schon wieder kalt. Ralf und sein toller Mumienschlafsack. Ich bin der felsenfesten Überzeugung, meiner hätte mich wärmer gehalten. Also werfe ich mir auch die Steppdecke, die ich eigentlich zur Polsterung mit hatte, über. Es hilft nichts: Es ist 8:00 Uhr und ich bin hellwach. Die Busse sind, natürlich, schon weg. Also mache auch ich mich vom Acker (ups, wie passend....).

Nach einem etwas schlafintensiverem Zwischenstop bin ich gegen Mittag in Karlsruhe und finde sogar die Festhalle in Durlach auf Anhieb. Allerdings auch hier wieder mit Wegbeschreibung von Uwe. Der Mann hat heute ein Interesse daran, daß ich halbwegs pünktlich und halbwegs fit bin, schließlich soll ich Merch machen. Aber außer daß die Pinkies heute als letztes spielen ist auch nicht viel besonderes los.

Nach dem Gig geht's noch in die Bottom-Row-eigene Kneipe „Terminal", danach sammelt mich Uwe auf, den morgigen Off-Tag verbringe ich bei ihm, damit ich nicht die 300km nach Hause brauche. Der Mann liebt mich doch....

25.4.
Uwe und ich schlafen aus, danach lege ich mich erst mal in die Badewanne, eine Wohltat, da es in meiner Wohnung nur eine Dusche gibt....
Später veranstalten wir eine unserer gefürchteten CD-Brenn-Sessions, die wir nur für einen Besuch bei seinem (und meinem) Lieblingsitaliener unterbrechen.

26.4.
Damit Uwes Auto nicht noch einmal 5 Tage irgendwo in Karlsruhe stehen muß, bringe ich ihn zum Hotel, damit er direkt wieder in den Bus einsteigen kann. Die Bands sind noch nicht soweit, ich bin schon wieder auf der Autobahn, wo ich, glaube ich, inzwischen jeden Grashalm duze....

Der Nürnberger „Hirsch" ist auf jeden Fall eine Reise wert... wenn man ihn denn findet... ich bin mal wieder dreimal daran vorbeigefahren, bis ich mich entschloß, mein Auto abzustellen und zu Fuß weiter zu suchen. Und siehe da, ich stand 10m neben dem Eingang. Also klemmte ich mir mein Portemonnaie unter den Arm und ging erst einmal Geld holen und etwas shoppen. NEIN, nur noch mal 3 Liter Mineralwasser und etwas Obst.
Beim Aufbau des Merch-Standes kabbelte ich mich dermaßen mit Uwe, daß Harry meinte, er würde uns demnächst nur noch im Doppelpack mitnehmen, wir wären ein zu gutes Team (Oh ja, BITTE...!!!!!). Nebenher war ja auch mein Ertrag vom Vorkonzert nicht der allerschlechteste der Tour....

Wenn ich allerdings gedacht hatte, die Luft Karfreitag in der Offenbacher Hafenbahn wäre schlecht gewesen, so wurde ich heute abend eines besseren belehrt. Nur gut, daß ich mich heute in die erste Reihe gestellt hatte, denn 5m weiter, hinter der Bühne, gab es eine Tür, und die ging nach draußen. Offen war sie außerdem, puh.... Der große Vorteil am heutigen Konzert war, daß die Bühne nicht besonders hoch war und es keine Absperrung gab. Ich hab' echt tolle Fotos machen können...

27.4.
Den heutigen Tag verbringe ich zu Hause in Iserlohn. Klar wäre es schön gewesen, nach Hamburg zu fahren... Aber so konnte ich wenigstens die ersten beiden Filme im 1-Stunden-Dienst entwickeln lassen. Allerdings packte mich auch schon so etwas wie der „End-of-Tour-Blues". Also war ich früh im Bett.

28.4.
Auf geht's nach Braunschweig. Ein ereignisloses Konzert. Aber mit Superstimmung, obwohl Axxis superselten in Niedersachsen spielen. Allerdings habe ich viele Stimmen gehört, die sich das häufiger wünschten. Vielleicht hat ja dieser Teil der Erde im Herbst mehr Glück.

Guidos Freundin Greta ist heute hier, sie studiert in Magdeburg, also war's für sie das nächste Konzert. Für sie werde ich zum „Plakatdieb". Uwe bittet mich, eine Setlist von den Pinkies zu besorgen. Backliner Pete zeirt sich aber.... Bekommen habe ich sie aber doch (Schließlich gehöre ich zu den Frauen, die bekommen, was sie wollen....).
Nach der Show beknien mich Balance-Drummer Lionel, Balance-Keyboarder Leon und Pink Cream-Bassist Dennis, ich solle die letzten beiden Tage im Balance-Tourbus mitfahren. Die Verlockung ist groß, aber ich will mein Auto nicht in Braunschweig stehen lassen. Also tuckere ich mit 60 km/h auf der A7 in Richtung Trossingen los.

29.4.
Last Day. Schon seit Tagen sah man Musiker in dumpfes Brüten verfallen durch die Hallen streifen. Kuno und Guido denken immer noch, die ganzen Streiche, die am letzten Tag einer Tour gespielt werden, werden auf der End-of-Tour-Party veranstaltet. Sie sollen bald eines besseren belehrt werden.
Ich für meinen Teil finde einen Fotoladen und decke mich mit zwei weiteren Filmen ein. Die Batterie für meine Kamera vergesse ich. Außerdem besorge ich mir ein Zimmer für die Nacht. Den Rest des späten Vor- und den Anfang des frühen Nachmittages verbringe ich im Bett und später unter der Dusche.
Als ich in der Fritz-Kiehn-Halle stehe, ist Uwe schon ziemlich angesäuert. Er mußte mit seinem Merch-Stand umziehen, weil die örtliche Feuerwehr es wollte. Angeblich blockierte er einen Fluchtweg. Die „Tränke", neben der uns Uwe erst stand, übrigens nicht....
Die Pinkies arbeiten ihren neuen Sänger ein: Tourmanager Sasa klaut Dave das Mikro und schreit sich zu „Burn your Soul" die Kehle aus dem Hals.
Tontechniker Ernst leiert derweil der Putzkolonne zwei blaue Müllsäcke und Uwe seinen dicksten Edding aus dem Kreuz. Keine Ahnung, was der Kerl vorhat.
Lance kommt aus dem Catering mit einer Ladung Bananen unter dem Arm und Bernhard läuft durch die Halle: „Wir brauchen noch 'ne coole Frau..." Mensch, Bernhard, morgen bist Du doch wieder zu Hause, bei Deinen beiden....

20:30 Uhr. Etwas später als angekündigt, gehen Balance of Power auf die Bühne und alles scheint normal. Naja, bei 5 Songs, einer halben Stunde Spielzeit, was soll schon passieren? Der Düsenjet, der zum Anfang der Ballade „Savage Tears" durch die Halle fliegt scheint ja noch normal zu sein (Mitnichten, liebe Neffen...). Als aber das „Posermikro" des blonden Gitarristen Pete plötzlich lauter ist, als das Gesangsmikro von Lance, fliegen Bananen in Richtung Monitorman Iain, der dieses Obst übrigens haßt, wie die Pest. Prompt kommen die Biester auch zurückgeflogen. Der Rest der Show geht halbwegs glatt über die Bühne, aber jeder schaut sich argwöhnisch um: Kommt noch etwas?

Ja, um 21:30 Uhr Pink Cream 69. Leider bleiben die Jungs weitgehend verschont. Bis sie einen meiner Alltime-Faves anstimmten: „Talk to the Moon". Da wurde mir klar, warum Bernhard noch 'ne coole Frau brauchte: Eine Bekannte von unserem Uwe spazierte in langer Hose und BH auf der Bühne umher, in den Händen ein altes Schlagzeugfell, auf das ein Mondgesicht gemalt war, grinsend auf der einen, mit herausgestreckter Zunge auf der anderen Seite. Kosta verpaßte den ein oder anderen Schlag während Dave mich fragend ansah. Ich stand auf meinem Platz in der ersten Reihe und bekam das Dauergrinsen nicht mehr aus dem Gesicht, erst recht nicht, als Dave sich dann endlich umdrehte und vor Schreck (?) den Text vergaß....

23:00 Uhr. Die Vorbereitungen für den Auftritt von Axxis sind endlich abgeschlossen: Die Mikros sind kaum höher als Bernhards Knie, das Schlagzeug ziert ein Plakat der California Dream Girls und auf dem Boden liegen mehrere Bahnen Gaffer-Tape. Über die steigt Bernhard, ganz Profi, natürlich drüber. Guido hat erst seine erste Tour, aber doch schon das 14. Konzert auf dieser Tour, warum also soll das Tape ausgerechnet heute eine Lichtmarkierung darstellen... Also klebt der Gute erst mal fest. Kuno übrigens auch....

Die Mikroständer sind übrigens so fest geschraubt, daß es fast das gesamte Intro dauert, bis alle drei ihre Mikros auf halbwegs normale Höhe gebracht haben.
Der Rest des weißen Gaffer-Tapes ist übrigens für Bayer Ernst's „Liebeserklärung" an Bernie d'raufgegagngen: „Fuck BVB" stand auf den Klebebändern an den Monitorboxen.

Der Klaviersound zum Intro von „Stay don't leave me" klingt auch ziemlich „spieluhrmäßig" und spätestens zu „Little War" weiß ich, warum Ernst die Mülltüten brauchte: Soundmann Chris und er haben Löcher hineingeschnitten und sie als Kleider angezogen. Vorne bekennen beide „I love Bernie" hinten wollen sie (S)Axxis. Gut geschminkt sind beide, und bewaffnet mit Besen, Handfeger und Kehrblech. Tja, auf so einer sauberen Bühne werden Axxis wohl nie wieder spielen....
Der nächste Besucher ist Backliner Pete, der mit seiner Kamera direkt hinter Guido steht, dem Guten auf die Schulter tippt und den Auslöser drückt, als Guido sich umdreht.
Später stürmen Pinkies-Basser Dennis und Balance-Keyboarder Leon die Bühne. Jeder bewaffnet mit einer, gottseidank nicht angeschlossenen, Gitarre geben die beiden dem Metalposing eine völlig neue Bedeutung.
Abschluß des regulären Setwahnsinns war Iain, der Bernhard das Mikro abnimmt und anstimmt „Allright, allright... I've got the Kingdom of the night..." Hut ab vor Guido und Richard, die sofort schalteten und direkt in den Song einstiegen.
Glanzvoller Abschluß des gesamten Konzerts war „Na na hey hey", als Bernhard den gesamten Toutroß auf die Bühne holte, und zwar wirklich alle. Vermißt habe ich einzig und allein die Busfahrer Volker und Ernie, aber die beiden sollten nachts noch fahren, also haben sie sanft geruht, hoffe ich.

Die abschließende Party hätte schöner nicht sein können und machte Appetit auf die nächste Tour. Alle, die nicht dabei waren haben hiermit mein Beileid.....